Die Bergpredigt ist so umfangreich, dass selbst, wenn man nur über einen kleinen Teil zu sprechen hat, nicht recht weiß, wo man überhaupt beginnen soll. Aber es gibt in der Bergpredigt eine innere Mitte, auf die alles zuläuft und in dieser Mitte enthüllt sich sogar der ganze Sinn des Lebens Jesu, es ist das Wort: „Seid vollkommen!“
Aus diesem Grund hat er gelehrt und gesprochen, geheilt und Sünden vergeben und aus diesem Grund ist er am Kreuz gestorben. Manches Wort erscheint dann unerbittlich und scheinbar hart. Aber alles dient nur dazu, das wahre Menschsein zu verwirklichen und dazu zu führen, uns in das Leben Jesu hineinzuleben, um Gott ganz zu entsprechen. Der wirkmächtigste Mensch ist in dieser Welt, der Gottes Wort und Gesetz ganz und gar verwirklicht, ist der Heilige.
Es sind gewaltige Bilder, die der Herr hier verwendet: „ihr seid das Licht der Welt, ihr seid das Salz der Erde.“ Es ist, als würde Jesus hier einen Schritt zurücktreten, nachdem er den Jüngern zunächst die Seligpreisungen zugesprochen hat. Es ist wie mit einem Künstler, der in sein Kunstwerk etwas von sich selbst hineinlegt. Er gibt von seinem Eigenen, von dem, was sein Menschsein ausmacht und sein Leben kennzeichnet: Selig die Armen, die Barmherzigen und die, die keine Gewalt anwenden. Danach sagt er fast bewundernd: „Ihr seid das Licht!“ und er fügt nicht hinzu, „ihr sollt es sein“ oder „ihr seid es, wenn ihr dies oder das tut“, sondern es ist ist eine eine göttliche Bevollmächtigung wie ein Schöpfungswort. Wenn Jesus dieses Wort spricht, dann wird es Wirklichkeit, wie an einem neuen Schöpfungsmorgen. Er sieht den Samen, den er ausgestreut hat, zu wachsen beginnt.
„Selig sind die, die der Herr wachend findet, wenn er kommt!“ – diese Seligpreisung gilt ganz besonders von Simeon und Hanna. Sie sind ein Bild des wachsamen alttestamentlichen Menschen. Simeon lebt ganz und gar von der Verheißung, dass er nicht sterben wird, ehe er den Messias gesehen hat. Dies lässt ihn mit einem unbeschreiblichen Feingefühl und mit jeder Faser seines Daseins achtsam sein, wer ihm gegenübertritt. Auch Hanna lebt in der völligen Ausrichtung auf Gott und sie ist bereit, den Messias zu empfangen.
Als Simeon das Kind sieht, gibt er eine dreifache Prophetie, zuerst sagt er: „Viele werden zu Fall kommen!“ Und wir denken dabei an die Worte Marias beim Magnificat „Er stürzt die Mächtigen vom Thron.“ Und es erinnert uns an die Begegnung mit dem Mann, der von einem unreinen Geist beherrscht wird und er schreit: „Bis du gekommen, uns zu fall zu brinegn?“
„Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“ Christus wird die Entscheidungsgestalt, an der sich die Geister scheiden und die Unterscheidung der Geister möglich wird.
Die dritte Prophetie lautet: „Er ist derjenige, durch den viele aufgerichtet werden!“ – Jesus richtet die Lahmen, die Blinden und diejenigen auf, die im Leben nicht mehr zurechtkommen. Wir denken an die Ehebrecherin, die Jesus wieder aus dem Staub heraushebt und ihr zuspricht: „Auch ich verurteile dich nicht!“ – und sofort erfährt er Widerspruch von allen, die ihn nicht verstehen und die anderes erwartet haben. „Er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“
Jedes Wort der Schrift ist wie ein Eingangstor in die Heilsgeschichte und jedes Wort der Evangelien will uns in ein persönliches Verhältnis zu Christus bringen.
Dies wird möglich, wenn wir in jedes Wort eindringen und jedes Wort in seiner Tiefe lesen, die von den Evanglisten in ihrer gesamtkomposition angelegt wurde.
Matthäus zeigt heute in seinem Evangelium, dass Jesus genau das fortsetzt, was Johannes der Täufer begonnen hat, wenn Jesus exakt in dem Moment auftritt, als Johannes ausgeliefert wurde. Auch durch das Wort „ausgeliefert“, wie es in der neuen Einheitsübersetzung wieer wörtlicher übersetzt heißt, spannt der Evangelist den Bogen in das Leiden Jesu hinein, wo das gleiche Wort auftaucht.
Matthäus zitiert hier das Wort vom aufstrahlenden Licht im Land der Finsternis aus dem Buch Jesaja.
In dem Moment, wo Johannes sein Leben hingibt, strahlt ein Licht auf, so wie überall dort, wo einer in Liebe sich und alles für den anderen einsetzt.
Gott wusste wohl, dass er es „mit Paulus machen kann“. Er hatte mit Eifer und ganzem Einsatz seine Sache gegen die Chrsiten betrieben – sie verfolgt und ausliefern lassen – , und Gott hat es umgewandelt in einen glühenden Eifer für Christus. Vor Damaskus ereingnete sich eine Begegnung, die zum Schlüsselerlenis wurde. Aber auch andere wichtige Menschen, die schon Christen waren, sind entschiedend gewesen. Vielleicht wäre Paulus nicht Paulus geworden ohne das Gebet des Stephanus und ohne die Handauflegung des Hananias.
Nach seiner Bekehrung, einer Umwandlung in eine neue Existenz, hat er Christus ganz und gar erkannt, so dass er inmitten all seiner Anstrengungen und Strapazen immer wieder in Dankbarkeit und Lobpreis ausbricht.
Er kann sich nicht mehr zurückhalten, wenn es darum geht, das Wirken Gottes an sich selbst und an den anderen um ihn herum, in den Gemeinden, zu preisen und zu sehen, dass Gott erst da zum Zug kommt, wo der Mensch schwach ist.