Es geht gar nicht zuerst um den Sämann, sondern eher um den Boden und seine Empfänglichkeit. In den vier Etappen, wo der Same hinfällt, sind vier Etappen unseres eigenen Christ-Seins abgezeichnet. Weder kann ein verhärtetes Herz den Samen aufnehmen, das deutet Jesus im Weg an, noch kann es Wachstum geben, wo andere Dinge alle Räume unseres Lebens ausfüllen.
So wie Jesus ganz und gar aus der Fülle des Vaters lebt, so sollen wir ganz und gar aus der Fülle des Sohnes leben. Er tut nichts, als das, was er beim Vater sieht, er sagt nichts, als das, was er vom Vater hört. Als Mensch tritt er auch äußerlich in die Gemeinschaft mit dem Vater, wenn er die Augen zu ihm erhebt, obwohl er doch immer im Vater ist. Alles hat der Vater ihm übergeben. Das Selbstbewusstsein Jesu führt ihn zugleich in ein großes Sendungsbewusstsein: es hängt alles von ihm ab, ob die Menschen den Vater erkennen.
Gottes- und Nächstenliebe schließen sich nicht aus. Im Gegenteil. Gott mehr zu lieben, bedeutet von sich selbst Abstand zu gewinnen und frei zu werden.
Angesichts der Herausforderung, die in der Begegnung mit Gottes Auftrag auf den Einzelnen zukommt, auf Maria, auf Josef, auf die Apostel, später auf Petrus und auf jeden, der Jesus nachfolgt, spürt der Mensch seine Ohnmacht und sein Ungenügen, doch Jesus nimmt den Jüngern die Angst und spricht sein mehrfaches: „Fürchtet Euch nicht!“.
Er hält nicht zurück, was alles auf den Apostel zukommen kann und womit man rechnen muss, mit Vertreibung, Gewalt und schlimmster Abweisung, aber dennoch ist dies kein Grund zur Furcht, denn der Vater im Himmel „hat jedes Haar gezählt.“
Jesus hatte Mitleid, so hören wir es heute im Evangelium und so hören wir es immer wieder in der Schrift. Es ist göttliches Erbarmen, dass Gott Israel auserwählt, nicht weil es größer wäre als andere Völker, es ist göttliches Mitleid, wenn Jesus die Kranken heilt und die Hungernden speist und es ist göttliches Mitleid, wenn Jesus die Jünger beruft, das zu tun, was er getan hat. Die Kirche hat den Auftrag, das göttliche Mitleid zu leben, und nirgends tut sie es so sehr, wie in der Feier der Eucharistie, wo Jesus unsere Wunden heilt und unseren Hunger stillt und die Macht des Bösen zerbricht. Wo die Kirche diesen Auftrag nicht mehr erfüllt, sondern um sich selbst kreist, da ist sie wirklich nicht mehr „systemrelevant“.