Die leuchtende Gestalt des Stephanus, die „erfüllt mit Geist und Weisheit“ beschrieben wird, ruft eine ambivalente Reaktion hervor: das göttliche Licht wird einerseits ersehnt von den Menschen, aber es ist auch in der Gefahr, erstickt und beseitigt zu werden. Stephanus, erfüllt vom Hl. Geist, im Angesicht des Göttlichen, reagiert auf die Bosheit nicht mit einem verhärteten Herzen, sondern mit einem geöffneten. Als die Steine der Anklage auf ihn niederprasseln, reagiert er in der Macht, die Bosheit in Liebe zu verwandeln. Sein geöffnetes Herz ist die spiegelbildliche Erscheinung des geöffneten Himmels über ihm.
Das Weihnachtsevangelium hat nichts von seiner ursprünglichen Kraft und Schönheit verloren. Auch wenn wir es schon viele Male im Verlauf unseres Lebens gehört haben, es hat immer noch die Kraft, unsere Herzen nicht nur zu berühren, sondern unsere Herzen zu verwandeln und zu erneuern.
Es zeigt sich eine Art Kettenraktion, wie hier, in der Begegnung von Maria und Elisabeth, einer den andern berührt und die Gande des Einen zur Gnade und Erkenntnis des andern wird. Weil Maria ihr Ja gesprochen hat, kann sie Elisabeth so grüßen, dass selbst Johannes im Schoß der Mutter von der Freude ergriffen wird. Und diese spürbare Freude des Johannes wird zur Freude Elisabeths, die wiederum den Glauben Marias preist, so dass Maria den überwältignden Lobpreis über die Taten des Herrn an ihr und an allen Geschlechtern, die ihr vorausgegangen sind, singen kann. Es ist ein Ineinaderwirken des Einen mit dem andern, so dass in dieser Begegnung etwas vom innersten Wesen der Glaubensgemeinschaft sichtbar wird.
Wir können uns nicht selber, am eigenen Schopf, aus dem herausziehen, was uns fesselt und bindet. Es braucht einen, der uns an der Hand nimmt und herausführt! Die Kirchenväter deuten den Moment, wo Johannes der Täufer im Bauch seiner Mutter aufhüpft vor Freude als den Moment, wo er von der Last der ererbten Menschheitsschuld befreit wird, von der Knechtschaft der Sünde, vom drückenden Joch, das auf jeder Schulter ruht, weil Christus nahe ist. Erlöst sein heißt, zutiefst befreit sein und aufatmen können, weil Gott in die Nähe kommt und er Mensch aus seiner Isolation herausgeführt wird. Da, wo der Herr nahe ist, kann das Herz des Menschen froh und frei werden.
Der Advent spiegelt die Grundform des christlichen Lebens, denn für den Christen ist eigentlich immer Advent! Dies soll uns in der Adventszeit neu bewusst werden: dass wir in der ständigen Ausrichtung auf den Herrn sind, Ausschau haltend, wie Jesus in die Armut des menschlichen Fleisches gekommen ist und Ausschau haltend nach dem Herrn, wie er am Ende wiederkommt, auf den Wolken des Himmels. Und beides verknüpft Jesus mit dem Begriff des „Menschensohns“.