Die einzigartige Begegnung mit Zachäus bringt das Wesen der Kirche zum Ausdruck, wenn Jesus hier sagt: „Heute ist es mir nötig, in Deinem Haus zu bleiben!“ – Letztlich will der Herr nicht nur ein gewöhnlciher Gast sein, einer, der am Ende wieder geht, sondern es soll eine bleibende Begegnung sein, die das ganze Leben des Zachäus fortan prägt und verwandelt. Es ist das Wesen der Kirche, dass wir selbst ein Ort werden, wo wir Gott aufnehmen und dabei selbst die Aufgenommenen werden.
Am Erntedankfest werden wir durch das Sichtbare hindurch zum Unsichtbaren geführt: was wir sichtbar empfangen, führt uns immer auch darüber hinaus. Wer aber nur die Gabe sieht, geht am Eigentlichen vorbei, er sieht nicht, dass in jeder Gabe der Geber sich selbst schenkt.
Das harte Wort Jesu, das er hier spricht, wenn er vom Ausreißen des Auges und vom Abhacken der Hand spricht, meint nie Zerstörung, sondern vielmehr die Aufforderung zur Verwandlung. Es ist der Entschluss, keine Kompromisse einzugehen und sich nicht der Sünde zur Verfügung zu stellen.
Das heutige Evangelium wirft sein Licht auch auf die derzeitigen Fälle des Missbrauchs innerhalb der Kirche.
Jesus möchte den Jüngern etwas von seinem bevorstehenden Weg, von seinem Leiden anvertrauen – und sie unterhalten sich darüber, wer von ihnen der Größte ist. „Der Mensch ist ein kleiner „Gerne-Groß“, so sagte es einmal Kardinal Meißner. Jesus stellt als Antwort auf die Frage nach der wahren Größe ein Kind in ihre Mitte und zeigt damit, dass es das größte ist, Kind des Vaters zu sein, dass es Heilung bedeutet, sich immer umfangen und geliebt zu wissen und sein Leben aus den Händen eines anderen zu empfangen.
Wir können mit Petrus gut mitempfinden, wenn er in der heutigen Episode aus dem Evangelium einen Weg des Leidens und der Ablehnung für Jesus nicht zu akzeptieren bereit ist. Er ist sich sicher, dass Jesus der Messias ist und spricht hier zunächst ein großes Bekenntnis aus, das Jesus anerkennend als göttliche Eingebung bezeichnet. Doch dann, als Jesus ankündigt, dass er leiden und von den maßgeblichen Autoritäten verworfen wird, lehnt sich Petrus vehement dagegen auf. Zu übersetzen wäre hier eigentlich: „er drohte Jesus“, was zeigt, wie unvorstellbar das Scheitern für ihn ist und wie wenig vereinbar mit seiner Vorstellung vom Messias, vom Sohn des Höchsten. Und Jesus wiederum weist ihn zurecht, indem er ihm vorwirft, das im Blick zu haben, „was die Menschen wollen“. Hierin deutet sich schon an, was das darauffolgende Wort von der Kreuzesnachfolge und von der Selbstverleugnung sagen will: Jesus lädt Petrus und uns ein die großen Pläne Gottes zu sehen und nicht unseren eigenen engen und kleinen Träumen nachzuhängen.