Es war eine ganz dichte Zeit vorausgegangen. Eine Woche zuvor hatte Petrus sein Bekenntnis zu Jesus als Messias abgelegt und hier, bei der Verklärung, wird dieses feierlich vom Vater bestätgt, der auf die Hingabe seines Sohnes mit der Ausgießung seines Lichtes antwortet.
Auch die Jünger werden mit hineingenommen in die lichte Wolke, die sie überschattet. Die Jünger, die dabei sind, müssen irgendwie darauf reagieren und sie sind heraugefordert: Petrus äußert sich zuerst und will etwas Bleibendes schaffen, er will „Hütten bauen“, wo anderes gefordert ist.
Was wir auf dem Berg sehen, ist auch ein Bild für die Kirche – sie ist in diesem Moment nicht in die Aktion – und noch nicht in die Passion – hineingerufen – ihre letzte Bestimmung ist es, das Licht der Herrlichkeit des Herrn zu schauen und dieses Licht in die Welt hineinzustrahlen.
Unser eigenes „Brett vor‘m Kopf“ ist so etwas wie der „Balken“ von dem Jesus im heutigen Evangelium spricht:
Das Wort vom „Balken im eigenen Auge“, den man zunächst sehen soll, verbietet es uns nicht, uns ein Urteil zu bilden, um zu sehen, was gut und was böse ist. Aber es gebietet uns, wahrzunehmen, dass unser Blick verstellt und oft getrübt ist und wir uns selbst und unsere Fehler mit einem anderen Maßstab messen, als wir es bei anderen tun. Wer aber seine eigene Realität mit klarem Blick sieht, wird auch die Realität des anderen mit Liebe und Barmherzigkeit sehen. Hier setzt das Gebot der brüderlichen Zurechtweisung an, das an anderer Stelle steht, wo Jesus sogar gebietet, einen anderen auf etwas aufmerksam zu machen, damit er sich korrigieren kann. Im tiefen Bewusstsein eigener Schuldhaftigkeit und Erlösungsbedürftigkeit wird das Urteil nie zur Verurteilung.
Es ist eine herausfordernde Rede, die Jesus seinen Jüngern hält. Er traut ihnen und uns einiges zu. Die „Wange hinzuhalten“ und den „Mantel dazuzugeben“, heißt nicht, sich blind dem Bösen zu ergeben. Man könnte zunächst meinen, dass das Wange-Hinhalten ein Stillhalten ist und sich dem Bösen auszuliefern. Aber es bedeutet viel mehr als passiv zu sein, als sich zu ergeben, weil man zu feige ist, weil man . Es meint vielmehr, das Böse durch das Gute zu besiegen und nicht der Gefahr zu erliegen, dass das Böse und das Unrecht, das ich erfahren habe, in mein Herz eindringt. Die Feldrede spricht als „Magna Charta“ christlichen Lebens von einer Liebe, die „trotz allem“ liebt, trotz des Unrechts und trotz der Verletzung, die ich erfahren habe. Was Jesus uns hier vor Augen stellt, in diesem Dennoch-Lieben und der Gewaltlosigkeit der Liebe, ist sein eigener Lebensentwurf, wenn er betet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Nicht in der Verbitterung erfährt der Mensch Heilung.
Wir begegnen der Größe des göttlichen Rufes, der an das Herz des Menschen ergeht, sei es im alten Testament an den Propheten Jesaja, sei es im neuen Testament an Petrus und an Paulus. Und da, wo der Mensch den Ruf Gottes als Gnade erfährt, da erfährt er zugleich auch seine eigene Unwürdigkeit. „Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!“, so ruft Petrus aus, als er die überreiche Gabe des Fischfangs empfängt und Jesaja sagt: „Weh mir, ich bin ein Mensch mit unreinen Lippen!“ Gott beruft und begnadet trotz unserer Schwächen und trotz unserer Unvollkommenheit.
Wir begegnen der Größe des göttlichen Rufes, der an das Herz des Menschen ergeht, sei es im alten Testament an den Propheten Jesaja, sei es im neuen Testament an Petrus und an Paulus. Und da, wo der Mensch den Ruf Gottes als Gnade erfährt, da erfährt er zugleich auch seine eigene Unwürdigkeit. „Herr, geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch!“, so ruft Petrus aus, als er die überreiche Gabe des Fischfangs empfängt und Jesaja sagt: „Weh mir, ich bin ein Mensch mit unreinen Lippen!“ Gott beruft und begnadet trotz unserer Schwächen und trotz unserer Unvollkommenheit.