• Was mich trägt und hält... - eine Auslegung zum Evangelium

    Wenn Gott bei uns wohnt

    „Gottes Wort vergisst alle Distanz“ (Hl. Elisabeth v. Dijon)

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    Gottes Herrlichkeit ist der lebendige Mensch

    Das Wort „verherrlichen“, das im heutigen Evangelium fünfmal hintereinander auftaucht, kommt in unserer Alltagssprache nicht vor und ist zunächst wenig zugänglich. 

    Vielleicht kann man das, was Jesus hier sagen möchte, besser verstehen, wenn man sich vor Augen führt, was Liebende tun, wenn sie ihren Geliebten anderen vorstellen und all jene Vorzüge in den Vordergrund stellen wollen, von denen die anderen noch keine Ahnung haben. „Verherrlichen“ kann dann so verstanden werden, dass ich die verborgene Herrlichkeit im Leben eines anderen Menschen sehe und alles dafür tue, dass das auch vor anderen sichtbar wird. So tut auch der Sohn alles dafür, dass die Herrlichkeit des Vaters offenbar wird.

    Und nirgends leuchtet die Herrlichkeit des Vaters so sehr auf wie in der Hingabe des Sohnes. Wenn in ihm und in seiner Hingabe Gottes Herrlichkeit aufleuchtet, dann wird in ihm auch sichtbar, zu welcher Herrlichkeit wir Menschen berufen sind, dass unsere Größe und Würde darin besteht, zu lieben und das Leben liebend hinzugeben.

    Jesus zeigt, wie auch durch das Leben der Jünger etwas von Gottes Herrlichkeit in diese Welt hineinkommt. Da, wo Menschen einander lieben, da wird etwas von Gottes Herrlichkeit sichtbar.

    „Gottes Herrlichkeit ist der lebendige – man könnte auch sagen der liebende –  Mensch!“, so Irenäus von Lyon (Kirchenvater im 2. Jh.).


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    Hirte der Einheit – im Dienst der Schafe

    Am vierten Ostersonntag steht uns immer das Bild des Hirten vor Augen. Es ist einerseits ein Bild von grünen Wiesen und satten Weiden, von Bächen mit frischem Wasser und Ruheplatz, aber es ist auch das Bild des Hirten, der sein Leben für seine Schafe gibt. 

    Jesus sagt das bewegende Wort, dass ihm die Schafe vom Vater gegeben sind und dass Hirte und Schafe einander kennen und miteinander vertraut sind. Und hinter dieser Einheit zwischen Hirt und Herde steht die Einheit des Sohnes mit dem Vater, in die weder ein Spalt noch der geringste Haarriss der Trennung und Verweigerung kommen kann. Der Hirte ist eingeladen, in diese Einheit einzutreten und in dieser Einheit zu bleiben, um sein Leben im Dienst an den Brüdern und Schwestern hinzugeben.
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    Gottes Liebe ist uns immer voraus

    Es ist wie eine zweite Berufung des Petrus, die sich hier am Morgen, am See, abspielt: ein Mann steht am Feuer, den er nicht kennt, es ist eine Nacht ohne den erhofften Fischfang vorausgegangen und dann, als Petrus erfährt, wer dort am Ufer ist, wirft er sich in den See und schwimmt. Bei der ersten Berufung hat sich Petrus Jesus zu Füßen geworfen mit der Bitte: „Geh weg von mir, ich bin ein sündiger Mensch!“ und hier gesteht er dreimal seine kleine, menschliche Liebe, wie der griechische Test erkennen lässt. Doch er weiß sich angenommen von Jesus, der bei der dritten Frage zu erkennen gibt, dass er nicht mehr erwartet, als Petrus geben kann. Und er führt ihn hinein in die Grenzenlosigkeit der Liebe.

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    Im Überfluss leben – Barmherzigkeit empfangen und weiterschenken

    Die ganze Schöpfung, alles, was uns umgibt, ist Ausdruck eines überfließenden Herzens, das sich verschenken möchte, das sich selbst mitteilen und verschenken möchte. Unser ganzes Dasein ist eingebettet in den Strom göttlichen Erbarmens, der im Lauf der Zeit und der Geschcihte nicht kleiner wird, sondern mehr und mehr anwächst und, wie in der Vision des Ezechiel, sich nach und nach über alles ergießt und alles erfasst. Auch Sünde und Verweigerung beeinträchtigen nicht die Kraft, vielmehr fordert dies die Zuwendung Gottes heraus. Wo die Sünde mächtig ist, da ist die Gnade übermächtig. Auch deshalb, weil alle die, die selbst der Barmherzigkeit Gottes begegnen, selbst zum Ausbreiten des Stromes beitragen. Wir sind gerufen, Gottes Barmherzigkeit, seine Vergebung, seinen Frieden und seine Zuwendung zur Welt sichtbar zu machen.

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