Was sich hier eireignet ist nicht nur eine einzelne Begegnung zwischen Jesus und der Frau , sondern es ist der Heilsdialog zwischen Gott und Mensch, der sich in dem Gespräch wiederspiegelt und in den wir aufgenommen sind. Nicht umsonst wurde diese Perikope in der jungen Kirche den Taufbewerbern vorgetragen als Vorbereitung auf die Taufe. Auch uns ist er geschenkt in der Zeit vor Ostern, damit wir unser ganzes Leben durchlichten lassen von der Gegenwart des Herrn, so dass er eintreten darf in unsere Lebensgeschichte, unsere Lebensbezüge und – beziehungen.
Wie im Leben dieser Frau am Jakobsbrunnen will auch bei uns die tiefste Sehnsucht gestillt werden, wenn wir mit dem in Berührung kommen, der lebendiges Wasser geben kann und will. Und er verspricht, dass das Wasser in uns zur sprudelnden Quelle wird, die keine Grenze kennt – die hinüberfließt ins ewige Leben.
Das Böse, wie es bei der Versuchung Jesu auftritt, zeigt offensichtlich, dass es dem Menschen in vielen Erscheinungsformen begegnen kann – und nicht alle davon erscheinen uns wirklich Böse.
Was spricht denn dagegen, dass Jesus Brot ist, wo er doch so lange gefastet hat, was spricht dagegen, dass er Reiche in Besitz nimmt, wo er doch kommt, um sein Reich aufzurichten und alle Menschen erreichen möchte? Alles, was der Versucher anführt, sind naheliegende und durchaus nützlich erscheinende Dinge, die uns durchaus gut und opportun erscheinen. Es ist notwendig, die List des Bösen zu erkennen, wenn er uns scheinbar erstrebenswerte Ziele vor Augen hält.
Die Bergpredigt ist so umfangreich, dass selbst, wenn man nur über einen kleinen Teil zu sprechen hat, nicht recht weiß, wo man überhaupt beginnen soll. Aber es gibt in der Bergpredigt eine innere Mitte, auf die alles zuläuft und in dieser Mitte enthüllt sich sogar der ganze Sinn des Lebens Jesu, es ist das Wort: „Seid vollkommen!“
Aus diesem Grund hat er gelehrt und gesprochen, geheilt und Sünden vergeben und aus diesem Grund ist er am Kreuz gestorben. Manches Wort erscheint dann unerbittlich und scheinbar hart. Aber alles dient nur dazu, das wahre Menschsein zu verwirklichen und dazu zu führen, uns in das Leben Jesu hineinzuleben, um Gott ganz zu entsprechen. Der wirkmächtigste Mensch ist in dieser Welt, der Gottes Wort und Gesetz ganz und gar verwirklicht, ist der Heilige.