Das Wort „verherrlichen“, das im heutigen Evangelium fünfmal hintereinander auftaucht, kommt in unserer Alltagssprache nicht vor und ist zunächst wenig zugänglich.
Vielleicht kann man das, was Jesus hier sagen möchte, besser verstehen, wenn man sich vor Augen führt, was Liebende tun, wenn sie ihren Geliebten anderen vorstellen und all jene Vorzüge in den Vordergrund stellen wollen, von denen die anderen noch keine Ahnung haben. „Verherrlichen“ kann dann so verstanden werden, dass ich die verborgene Herrlichkeit im Leben eines anderen Menschen sehe und alles dafür tue, dass das auch vor anderen sichtbar wird. So tut auch der Sohn alles dafür, dass die Herrlichkeit des Vaters offenbar wird.
Und nirgends leuchtet die Herrlichkeit des Vaters so sehr auf wie in der Hingabe des Sohnes. Wenn in ihm und in seiner Hingabe Gottes Herrlichkeit aufleuchtet, dann wird in ihm auch sichtbar, zu welcher Herrlichkeit wir Menschen berufen sind, dass unsere Größe und Würde darin besteht, zu lieben und das Leben liebend hinzugeben.
Jesus zeigt, wie auch durch das Leben der Jünger etwas von Gottes Herrlichkeit in diese Welt hineinkommt. Da, wo Menschen einander lieben, da wird etwas von Gottes Herrlichkeit sichtbar.
„Gottes Herrlichkeit ist der lebendige – man könnte auch sagen der liebende – Mensch!“, so Irenäus von Lyon (Kirchenvater im 2. Jh.).